Benediktusweg: Station 9

Im Maierhof - GASTFREUNDSCHAFT

Für den Ordensvater Benedikt war es wichtig, Gästen mit dienstbereiter Liebe und in Demut zu begegnen: „Sobald ein Gast gemeldet wird, sollen ihm daher der Obere und die Brüder voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen.“ (Regel Benedikt, Kap. 53, 3) Zuerst solle man miteinander beten und dann als Zeichen der Gemeinschaft den Friedenskuss austauschen. Die Brüder sollten also den Frieden in die Welt tragen und der Gast umgehend in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Dahinter steht der Anspruch, jeden Fremden aufzunehmen wie Christus.

Die noch heute in den Klöstern praktizierte Gastfreundschaft ist nach wie vor auch eine Botschaft des Friedens. Gäste sind in Klöstern selbstverständlich. Immer gibt es Gastzimmer, manchmal sogar eigene Gästehäuser. In Ordenshäusern herrscht eine besondere Art der Aufmerksamkeit gegenüber Gästen, selbst in Konventen, die regelmäßig größere Gruppen beherbergen. Das Wort Gast“freundschaft“ wird im wörtlichen Sinne praktiziert und die Besucher mit sehr viel Entgegenkommen empfangen.

Die Tische sind immer sehr reichlich gedeckt. Häufig erhalten die Ordensleute selbst sehr viel bescheideneres Essen als die Gäste. Mittlerweile halten es viele Klöster so, dass sie die Gäste in einem eigenen Gästespeisezimmer, dem Gästerefektorium, verpflegen, so dass man nicht immer mit Ordensleuten an einem Tisch sitzt. Aber es gibt überall zumindest eine Gastschwester oder einen Gastpater, die im Speisesaal darauf achten, dass die Gäste gut versorgt sind.

Dadurch wird deutlich, was Benedikt meinte: Gäste als ein Geschenk zu betrachten und nicht als Last. Sie mit Freundschaft zu empfangen und zu betreuen. Das Beste mit ihnen zu teilen und sie so zu behandeln, dass sie gerne wiederkommen. Ihnen so zu begegnen, wie man selbst aufgenommen werden möchte.

Dr. Petra Altmann
www.dr-petra-altmann.de