Die Benediktusskulptur

Der Auftrag an mich war, für den Benediktusweg eine Benediktusskulptur als Anfangs- und Endpunkt aus einem heimischen Eschenstamm zu schaffen. Die barocke Klosteranlage mit seiner Basilika und die wunderbare Landschaft haben mich zu einer schlichten, kompakten Form inspiriert, die in Kontrast zur Umgebung steht. Der Stamm zeigt den lebensgroßen Heiligen als jungen Mann mit Kapuze in einfachem Mönchsgewand und Abtsstab, geöffnetem Buch mit der Inschrift ORA ET LABORA und einem Raben zu seinen Füßen.

Die Figur des Hl. Benedikt ist als Relief ausgeführt, das heißt in den Stamm hinein wurde plastisch das Motiv geschnitzt. Habit und Attribute sind mit farbigem Wachs gefasst (Enkaustik), wobei Untergrund und Wachs erhitzt und die Farbpigmente in das Holz einpoliert wurden.

Da es in und um das Kloster bereits mehrere Abbildungen des alten Ordensgründers gibt, habe ich bewusst eine jugendliche Darstellung gewählt. Auch weil die Skulptur am Beginn des Weges aufgestellt ist, zeigt sie einen jungen Mann, der am Anfang seines Lebens und Wirkens steht.

Um die Ruhe und innere Einkehr hervorzuheben, die die Gebetszeiten eines Ordenslebens  prägen und sich auch beim Begehen des Weges einstellen sollen, trägt der Benediktus die Kapuze auf dem Kopf.

Den Stab hält er als Zeichen des Anführers, des Hirten, des Aufpassers. Das Buch bildet die Ordensregel ab, die er vor beinahe 1500 Jahren geschrieben und die bis heute ihre Gültigkeit hat, sie war wegweisend für zahlreiche Ordensgründer. Die Inschrift ORA ET LABORA - bete und arbeite - ist die Grundregel der Benediktiner.

Der Rabe, der der Legende nach vergiftetes Brot „entsorgt“ und dem Heiligen so das Leben gerettet hat, zeigt uns die Verbundenheit Benedikts mit der Natur und seine Achtsamkeit für alle Lebewesen.

Auf Brustkreuz, Kelch und Schlange habe ich verzichtet, da diese Attribute mehrmals in Benediktbeuern zu finden sind, besonders gut zu sehen an der großen Benediktus-Statue hoch oben in einer Nische außen an der Ostfassade der Basilika, die auf den Friedhof blickt. Sie ist die originalgetreue Kopie einer Figur aus der Barockzeit und wurde 2009 von Christian Langmesser geschnitzt.

Der Hl. Benedikt, der 1964 zum Schutzpatron Europas ernannt wurde, hat ich mich als Ettalerin in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt, bei dieser Arbeit wurde mir einmal mehr seine Bedeutung bewusst.

Margit Unterthiner